Mehrtageswanderung 2023

4,5 Tage im Naturpark Schlern-Rosengarten, Dolomiten

Im Juli 2023 packten wir die Rucksäcke für unsere dritte Mehrtageswanderung. In diesem Jahr haben wir uns für die Dolomiten, genauer gesagt für die Rosengartengruppe entschieden. Das Ziel stand schon länger auf unserer Wunschliste, aber auf Grund des weiten Anfahrtsweges haben wir es erst dieses Jahr in die Tat umgesetzt. Dafür hatten wir 4 Hüttenübernachtungen und 5 Tage Wanderung vor uns. Bereits einen Tag vorher sind wir nach Südtirol gefahren und haben den Tag in Meran (wunderschön!) und die Nacht in Bozen verbracht.

 

Tag 1 - Einstieg zur Grasleitenhütte

Gestartet sind wir am kostenlosen Parkplatz in Weißlahnbad. Das heutige Tagesziel war die Grasleitenhütte (Achtung Verwechslungspotential mit der Grasleitenpasshütte!). Entlang des eisblauen Tschaminbaches ging es Meter für Meter das Tschamintal hinauf. Das Wetter war wechselhaft - von Sonne, Nebel, leichtem Nieselregen und Wolken war alles dabei. Auf der Strecke begegneten uns Pferde, Kühe und Ziegen, was uns immer sehr freut. Die nächsten Tage im alpinen Gelände konnten wir leider keine größeren Tiere mehr beobachten. Nach einer letzten Kurve kam die Grasleitenhütte in Sicht: schön gelegen zwischen imposanten Felsmassiven. Gerade rechtzeitig erreichten wir noch die Hütte: 15 Minute später begann es sintflutartig bis zum nächsten Morgen zu regnen. Die Geräuschkulisse schwankte zwischen ehr- und furchteinflössend. Dankbar noch vor dem Regen angekommen zu sein, verbrachten wir den Rest des Tages bei Kniffel, Wein und Apfelstrudel. Das Abendessen war sehr lecker, die Portionen allerdings nicht allzu üppig. Dafür war die Hüttenfamilie absolut hilfsbereit, die Hütte gemütlich warm. Am Abend lernten wir einen hiesigen Wanderführer und seine Gruppe kennen, der uns allerhand Tipps für die nächsten Tage gab und unsere vielen Fragen zu Südtirol und seinen Bewohnern beantwortete.

Wegstrecke: 8,3 km, 935 hm

Tag 2 - Von der Grasleitenhütte über Grasleitenpasshütte & Vajoletthütte zur Kölnerhütte

Nach einem sehr leckeren Frühstück sind wir sehr früh losgelaufen. Für den späten Nachmittag waren erneut Unwetter angesagt. Und Unwetter in den Bergen möchte keiner. Also ging’s zügig los in der Hoffnung rechtzeitig in der nächsten Hütte anzukommen. Erster Stopp war die Grasleitenpasshütte (sehr leckerer Kaffee), die gerade erweitert wird und deren Kran weit sichtbar ist. Über einen breiten Fahrweg ging’s danach zur Vajoletthütte und von dort über das Tschagerjoch. Entlang zahlreicher Alpenrosen windet sich der Weg wunderschön nach oben. Auf Grund des trüben Wetters und der damit verbundenen Menschenleere konnten wir mehrere Murmeltiere beobachten.

Auf der anderen Seite des Jochs ging’s super steil und steinig nach unten. Der Wind pfiff nur so. Und um ehrlich zu sein, waren wir froh als wir unten an der Kölnerhütte ankamen. Die Kölnerhütte war unsere Alternative zur Rotwandhütte, die leider bereits ausgebucht war. Das Essen war lecker, allerdings war es in der Hütte sehr kalt. Zudem ist die Hütte zu leicht erreichbar auf Grund der Seilbahn - wir mögen es lieber etwas einsamer und autarker.

Wegstrecke: 10,3 km, 860 hm

Tag 3 - Kölnerhütte - Rotwandhütte - Vajoletthütte - Gartlhütte

An Tag 3 liefen wir über den Hirzelweg zur Rotwandhütte. Immer entlang einer riesigen Felswand und der Sonne entgegen. Die Rotwandhütte liegt mit seinen blauen Fensterläden wunderschön auf einem kleinem Plateau. Rechts daneben befindet sich noch das Rifugio Pederiva, eine super urige kleine Hütte zum einkehren. Absoluter Tipp! Über schmale Pfade, ein Joch und einen Teil des Tschager Jochs ging’s weiter zur Vajoletthütte. Diese war nicht wiederzukennen. Auf Grund des schönen Wetters war die Hölle los. So viele Menschen habe ich zuvor noch nie in den Alpen gesehen. Trotzdem kehrten wir zu Mittag ein, saßen eine Weile in der Sonne und dösten. Am späten Nachmittag widmeten wir uns der letzten Tagesstrecke: hoch zur Gartlhütte. Über Felsen kletterten wir hinauf, manchmal mithilfe von Stahlseilen - ein riesen Spaß. Die Gartlhütte ist Ausgangspunkt für zahlreiche Kletterer, sodass man abends das laute Surren der Herabseilenden an den Vajolettürmen hören kann. Spannend zum beobachten.

Die Hütte ist urig und der Hauswein lecker. Schnell fanden wir nette Tischnachbarn und unterhielten uns über unsere bisherigen Wanderungen. Zum Sonnenuntergang ging’s nochmal kurz raus - die Farben waren super schön.

Wegstrecke: 13,7 km, 860 hm

Tag 4 - Gartlhütte - Vajoletthütte - Grasleitenpasshütte - Tierser Alpl - Schlernhaus

Nachdem wir pünktlich zum Sonnenaufgang draußen waren, frühstückten und packten wir unsere Rücksäcke. Die Nacht im Schlaflager war unruhig und laut. Der Abstieg hinunter zur Vajoletthütte war genauso abenteuerlich wie der Aufstieg am Vorabend. Angekommen in der Vajoletthütte gabs den zweiten Kaffee, bevor der Anstieg zur Grasleitenpasshütte bevorstand. Der Aufstieg auf dem Fahrweg war für mich anstrengend, da die Beine langsam müde waren und ich zwischen frieren im Wind und schwitzen im Windschatten schwankte. Oben angekommen aß ich eine super leckere Gemüsesuppe zur Stärkung. Weiter ging’s! Nächstes Ziel war die Tierser Alpl zur Mittagszeit. Zuerst ging’s über Geröll hinunter bevor es wieder auf der anderen Bergseite hinaufging. Nach einem letzten kurzen Anstieg war die Tierser Alpl in Sicht. In der herrlichen Sonne gabs Mittagessen, eine kurze Rast und Cappuccino. Die Tierser Alpl wurde vor ein paar Jahren komplett modernisiert und hat heute wenig mit einer traditionellen Alpe zu tun. Das Essen war jedoch super lecker!

Nach der Pause ging’s über die die Via Alpina mit herrlichen Panoramablick ins Bärenloch Richtung Schlernhaus - dem heutigen Ziel. Die Etappe war super schön zum laufen, ging über kleine Wege, grüne Almen und entlang herrlicher Aussichten. Das Schlernhaus war bald am Horizont erkennbar, trotzdem waren wir noch eine ganz schöne Weile unterwegs. Endlich angekommen gabs schon bald Abendessen. Zur Abwechslung musste man von der Karte bestellen. Der Speisesaal war klasse, die Preise höher. Trotzdem würde ich das Schlernhaus empfehlen, da die Aussichten und die Lage einmalig sind.

Wegstrecke: 14,7 km, 940 hm

Tag 5 - Abstieg ins Tal über die Bärenfalle

Großartiger wie an Tag 5 kann ein Morgen nicht beginnen. Nachdem wir die letzten Tage wenig Glück mit den Sonnenaufgängen hatten wurden wir an diesem Morgen reichlich entschädigt. Der Himmel leuchtete in den schönsten Farben, dazu eine tiefe Nebelbank im benachbarten Tal. Wir stiegen auf den Monte Pez für die perfekte Sicht aufs Schlernhaus, das Panorama der Rosengartengruppe und runter in die Täler. Es war unglaublich schön!

Nach einem leckeren Frühstück haben wir ein letztes Mal unsere Rücksäcke gepackt. Bei schönstem blauem Himmel liefen wir los über saftig grüne Almen, vorbei an Kühen und Bachläufen hinunter Richtung Parkplatz in Weißlahnbad. Wir wählten den Weg über die Bärenfalle, die uns tags davor empfohlen wurde. Über Stege, Brücken und enge Pfade windet sich die Strecke steil ins Tal hinab. Die negativen Höhenmeter purzelten nur so. Die Aussichten waren wunderschön und die Wege noch sehr leer. Trotzdem war ich froh, als wir den Parkplatz erreichten, da ich herablaufen nicht so sehr mag und die Knie schnell schmerzten.

Wegstrecke: 7,7 km, - 1250 hm

Fazit zu den Dolomiten:

Wir hatten einen super schönen Trip, tolle Bekanntschaften und Ausblicke. Die Dolomiten sind wunderschön. Den Kiefernduft Richtung Bärenfalle vergesse ich so schnell nicht, dazu die unzähligen pinken Alpenrosen. 

Erschrocken war ich über die Anzahl von Wanderern/Tagesausflüglern. Habe ich zuvor noch nie so erlebt in den Alpen. Das Marketing der Dolomiten läuft fast zu gut. Wie bei Ameisenstraßen lief Mensch an Mensch den Fahrweg hinauf zur Vajoletthütte. An den regnerischen Tagen war’s (Überraschung!) schöner. Außerdem reden die Italiener ständig, viel und laut - auch beim wandern. Ich hab’s gerne ruhiger in der Natur.

Für mich persönlich war’s teilweise fast zu alpin, was die Vegetation etc. anging. Ich denke zwischen 1600 - 2000 müNN sind eher meine Zonen. Ich schaue dann halt doch gerne Kühe, Blumen und Bienen am Wegesrand anstatt Steine, Geröll und Kies an. Die Aussichten waren nichtsdestotrotz spektakulär.

Die Beschilderungen waren sehr gut und die Hütten toll. Wasser und Strom waren nie knapp (zumindest nicht über das Maß der Sparsamkeit, das auf Hütten selbstverständlich ist). Es ging fast immer ein kalter Wind, sodass ich ständig mit an- und ausziehen beschäftigt war.

Was würde ich rückblickend anders machen?

Den Reisezeitraum auf September verschieben und vielleicht die Antermoia Hütte mitnehmen (war uns zu teuer).

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Innere Unruhe und Dankbarkeit